Alles, was Sie über Weisheitszähne wissen müssen!

Allgemein

Die meisten Menschen haben in jedem Gebissquadranten einen Weisheitszahn, also insgesamt vier Weisheitszähne. Diese liegen am Ende jeder Zahnreihe hinter dem letzten Backenzahn und können mehr Wurzeln haben als unsere übrigen Zähne. Oft sind sie erst zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr voll entwickelt, bei zwei Dritteln der Deutschen brechen bis zum 30. Lebensjahr alle vier durch. Es ist jedoch wissenschaftlich erwiesen, dass sie auch erst im hohen Alter durchbrechen können. (Guinness-Weltrekord: 94. Lebensjahr)

Weisheitszähne sind ein Relikt unserer Vorfahren: Früher hatten die Menschen aufgrund anderer Ernährungsgewohnheiten (rohes Fleisch, Wurzelwerk) ein größeres Gebiss, da mehr Kaufläche benötigt wurde. Das große Gebiss ist bei unseren modernen Zubereitungstechniken nicht mehr notwendig und hat sich daher evolutionär zurückgebildet. Heutzutage ist der Kiefer bei den meisten Menschen zu klein geworden, sodass die Weisheitszähne keinen Platz mehr haben. Nicht durchgebrochene Weisheitszähne nennt man übrigens ,,retinierte Weisheitszähne‘‘.

Beschwerden

Auch nicht oder nur teilweise durchgebrochene Weisheitszähne können Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen und Zahnfleischentzündungen verursachen. Das Risiko für Karies und Abszesse steigt, wenn die übrigen Zähne durch den Weisheitszahn zu nah aneinandergedrückt werden, was eine gute Mundhygiene erschwert. Außerdem kann die Entwicklung des Gebisses beeinträchtigt werden, wenn die Weisheitszähne benachbarte Zähne verschieben oder beschädigen. Auch Kiefergelenk- und Bissstörungen sind mögliche Folgen.

Jedoch haben einige Menschen das Glück, dass sich ihre Weisheitszähne problemlos am Ende der Zahnreihe einfügen. Dafür muss genügend Platz im Kiefer vorhanden sein und der Zahn richtig wachsen, denn Weisheitszähne können schief angelegt sein und quer gegen den Nachbarzahn wachsen.

Weisheitszähne können auch im hohen Alter gezogen werden, der Eingriff gestaltet sich allerdings oft als komplizierter, da die Zähne stärker mit dem Knochen verwachsen sind.

Vorteile beim Erhalt der Weisheitszähne

Erhaltene Weisheitszähne können verlorene oder geschädigte Zähne ersetzen. Dafür gibt es die Methode der ,,Autotransplantation‘‘: Statt eines Zahnimplantats kann der Weisheitszahn transplantiert werden. Wer seine Weisheitszähne behält, vermeidet außerdem die OP-Risiken. Jedoch müssen erhaltene, durchgebrochene Weisheitszähne trotz ihrer ,,unpraktischen‘‘ Lage gründlich gepflegt werden. Man sollte sich auf eine aufwendige, zeitintensive Zahnpflege-Routine einstellen, ansonsten entsteht Zahnstein, Karies oder sogar Parodontitis.

Diagnose und Behandlung

Sollten jedoch die typischen, oben genannten Beschwerden auftreten, sollte ein Zahnarzt aufgesucht werden, der den Kiefer und die Mundhöhle untersucht und mit Hilfe eines Röntgenbilds die Lage der Weisheitszähne bestimmt. In den meisten Fällen wird zu einem ambulanten kieferchirurgischen Eingriff mit örtlicher Betäubung geraten, wenn ein Weisheitszahn Probleme bereitet. Es gibt auch die Möglichkeit der Vollnarkose bei größeren Eingriffen, beispielsweise wenn der Weisheitszahn in der Nähe eines Nervs liegt. Manche Angstpatienten entscheiden sich für eine Vollnarkose, diese wird jedoch meist nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen! Eine Zwischenlösung wäre die Sedierung mit Lachgas, damit man möglichst wenig von der OP mitbekommt. Die OP dauert im Regelfall zwischen 20 Minuten und einer Stunde, abhängig von der Lage der Zähne. Falls mehrere Weisheitszähne gezogen werden müssen, kann man die Entfernung der Zähne auch auf mehrere Termine aufteilen, damit das Kauen zumindest auf einer Seite fast uneingeschränkt möglich ist.

Die Weisheitszahn-OP läuft folgendermaßen ab: Das Zahnfleisch wird durch einen Schnitt geöffnet und vom Knochen gelöst, dann wird der Zahn je nach Lage und Größe erst zerteilt und dann gezogen, nach Entfernung des Zahns wird die Wunde vernäht. Nach 7 bis 10 Tagen werden die Fäden gezogen.

Früher wurden im Zuge der ,,prophylaktischen Chirurgie‘‘ routinemäßig auch beschwerdefreie Weisheitszähne gezogen, dieses Vorgehen ist bis heute in einigen Ländern verbreitet. Heutzutage rät man davon ab, da jede OP Risiken birgt. Deshalb sollte immer der einzelne Zahn betrachtet und je nach Lage abgewogen werden.

Bei der Entfernung eines Weisheitszahns entsteht eine Wunde im Kieferknochen, das beschädigte Knochengewebe wird nach und nach vom Körper wiederhergestellt. Dafür braucht der Organismus aber Zeit und Energie.

Nebenwirkungen der OP

Typischerweise sind Mundbereich und Wange nach dem Eingriff geschwollen, der Mund kann für einige Stunden oder sogar Tage nicht komplett geöffnet werden. In den ersten Tagen nach der OP sollte man mit Schmerzen rechnen, wenn diese nach vier oder fünf Tagen zurückkehren, stärker werden und von Schwellungen und Mundgeruch begleitet werden, deutet dies auf eine Infektion hin. Antibiotika wird bei einem besonders hohen Infektionsrisiko verschrieben. Nachblutungen in den ersten Tagen sowie vorübergehende Taubheitsgefühle im Gesicht und an der Zunge unmittelbar nach der OP sind ganz normal.

Was Sie nach dem Eingriff beachten sollten:

  • Ibuprofen/Paracetamol gegen die Schmerzen (auf Aspirin verzichten, da der Wirkstoff das Risiko für Nachblutungen erhöht!)
  • Kühlung der Wangen mit Kühlpacks, damit die Schwellung abklingt (Kühlpacks sollten Kühlschranktemperatur haben)
  • Auf Rauchen, Alkohol, Sport, Saunagänge und Sonnenbaden für ca. eine Woche verzichten bzw. mit dem Zahnarzt abklären
  • Ernährung:
    • Heiße und gesüßte Getränke vermeiden, stattdessen stilles Wasser, lauwarmer Kamillen- und Salbeitee
    • Weiche Kost, die sich mit der Zunge zerkleinern lässt: gedünstetes Gemüse, Suppen, Püree, Babygläschen. Nach ein paar Tagen kann man sich an Nudelspeisen herantrauen -> Empfehlung: Nach dem Essen den Mund vorsichtig mit klarem Wasser ausspülen!
    • Scharfe Gerichte sowie Speisen mit Körnern vermeiden, da sich diese in der Wunde festsetzen können
  • Direkt nach dem Eingriff 3 bis 4 Stunden mit dem Essen warten, damit die Betäubung abklingt und man sich nicht selbst verletzt
  • In den ersten Tagen keine herausnehmbaren Provisorien (z.B. Zahnprothesen) tragen
  • Falls bei dem Eingriff die Kieferhöhle geöffnet wurde, sollte man für ca. 14 Tage auf Schnäuzen verzichten
  • Nach dem Eingriff weiterhin gründliche, aber vorsichtige Reinigung der übrigen Zähne mit einer weichen Zahnbürste. Bei einem guten Heilungsverlauf kann die OP-Stelle nach den ersten 10 Tagen sanft gesäubert werden (in Absprache mit dem Zahnarzt!)